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Wieviel Ruhrpott steckt in den "Lebensgleisen", Monika Detering und Horst-Dieter Radke?

Peter Marx

1. Liebe Frau Detering, lieber Herr Radke, herzlich willkommen im Hummelshain Verlag! Da fällt ja zunächst auf, dass Sie als Autorenduo arbeiten. Wie dürfen wir uns im Fall der „Lebensgleise“ konkret vorstellen, wie ist Ihr Workflow?

 

Die Zusammenarbeit an einem Romanprojekt ist durchgehend kooperativ: Zunächst feilen wir an der Grundidee, dann am Romanpersonal und schließlich an den Texten. Ein Textteil ist erst dann abgeschlossen, wenn wir beide damit einverstanden sind. So lange geht das Kapitel hin und her. Deshalb ist es auch kaum noch möglich zu sagen, welche Stellen von wem sind.

 

2. Das Buch beginnt im Ruhrgebiet in den Fünfziger Jahren und verfolgt den Lebensweg der beiden Hauptfiguren über viele Jahrzehnte. Gibt es bei Ihnen zum Ruhrgebiet biographische Bezüge?

 

Monika war als Kind und Jugendliche oft in Mülheim an der Ruhr bei Verwandten zu Besuch, sie liebte das Schwimmen im Fluss, das Rudern, das Lesen unter der Mendener Brücke. Schon als Sechsjährige reiste sie im Zug allein von Bielefeld nach Mülheim, raus aus dem katholischen Mief, rein in den evangelischen Mief. Das waren die Zeiten.

Horst-Dieter wuchs am Rand des Ruhrgebiets in Hamm (genauer: Bockum-Hövel) auf und hatte Verwandte in Essen und Bochum. Das erste Lebensjahrsiebt verbrachte er in einem Siedlungshaus nahe der Zeche Radbod. Diese Erfahrungen aus den 1950er und frühen 1960er Jahren bilden den Hintergrund des Romans.

 

3. Inwieweit ist das Milieu, in dem die Kinder Eva-Maria und Thijs aufwachsen, prägend für ihr Leben, das ja dann eher in Westfalen, München und Venedig stattfindet?

 

Das Leben im Ruhrgebiet in der Zeit nach dem Krieg war rau, vielleicht rauer als in anderen Gebieten Deutschlands. Dieses sich durchkämpfen müssen in den unterschiedlichen Milieus, in dem die beiden Kinder aufwuchsen, hat sie durchaus geprägt – nicht nur positiv. Die Erfahrungen, die Eva-Maria in Düsseldorf, Venedig und in Murnau gesammelt hat, waren ebenso wie für Thijs, der von Paderborn, dem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika und München beeinflusst war, nur ein „aufdocken“ auf die Erfahrungen, die sie als Kind „im Pott“ gemacht haben.

Irgendetwas bleibt immer.




 
 
 

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