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Wie erkläre ich einem Kind, dass Papa oder Mama unter paranoider Schizophrenie leiden?

Aktualisiert: 18. Sept.


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Liebe Constanze, herzlich willkommen im Hummelshain Verlag. Dein von Romy Musbach großartig illustriertes Kinderbuch „Als Papa ein Zirkusdirektor war“ hat ein ganz besonderes Anliegen. Worum geht es da?

In diesem liebevoll erzählten Kinderbuch besucht ein Vater seine Tochter und erzählt ihr von etwas sehr Ungewöhnlichem: Er hört Stimmen – aber nicht irgendwelche, sondern die Stimmen von Tieren! Mal ist es ein frecher Papagei, mal ein maulender Dachs. Seine Tochter wundert sich, aber sie hat keine Angst. Papa erklärt ihr spielerisch, dass sein Gehirn manchmal Streiche spielt und Dinge hört, die andere nicht hören.


Er nennt das „eine Krankheit mit den Gedanken“, die „paranoide Schizophrenie“ heißt – ein ganz schön schwieriges Wort! Doch gemeinsam mit seiner Tochter entdeckt er, wie er damit leben kann: mit Hilfe von Gesprächen, einer Therapie und manchmal auch mit Medikamenten, die helfen, dass die Tierstimmen leiser werden.


Das Buch vermittelt Kindern ab 6 Jahren einfühlsam, was es bedeutet, wenn ein Elternteil Stimmen hört, und wie wichtig Verständnis, Offenheit und Hilfe sind. Es zeigt, dass auch Menschen mit psychischen Krankheiten liebevolle Eltern sein können – und dass man gemeinsam stark sein kann

 

Was hat dich dazu gebracht, ein solches Thema aufzugreifen?

Als meine Enkeltochter im Alter von sechs Jahren mehr Fragen zu ihrem Vater stellte, der an paranoider Schizophrenie erkrankt ist suchte ich nach Möglichkeiten, kindgerecht zu erklären, was ihr Vater für eine Krankheit hat.


Leider gab es zu diesem Thema nichts für Kinder. Aus diesem Grund habe ich mir überlegt, selber ein Buch zu schreiben.


Außerdem ist mir in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen, wie viele Probleme die Gesellschaft hat, Verständnis für die erkrankten aufzubringen, beziehungsweise auch Ängste zu überwinden im Umgang mit Ihnen.

 

Wen hast Du als Leser oder Leserinnen vor Augen?

Ich denke, es ist wichtig aufzuklären. Natürlich sollen in erster Linie die Betroffenen davon profitieren. Allerdings bin ich der Meinung, dass ich die gesamte Gesellschaft mit dem Thema einmal auseinandersetzen sollte.

Jeder Mensch ist schon mal jemandem begegnet, der irgendwie „anders“ ist oder „seltsam“.

Oft wissen die Menschen nicht, wie sie damit umgehen sollen!

Ich denke auch an Kliniken, Kindergärten Schulen, etc.

 

Hast Du eine Ahnung, wie viele Familien mit einer solchen Situation leben?

Nach aktuellen Schätzungen gibt es 660.000 – 800.000 Menschen mit Schizophrenie in Deutschland. Davon mit paranoider (paranoid-halluzinatorischer) Form: ungefähr 65 % der Fälle, also 430.000 – 520.000 Menschen. Die paranoide Form ist die häufigste Unterform der Schizophrenie. Studien schätzen, dass ein paar hunderttausend Kinder in Deutschland ein Elternteil mit Schizophrenie haben — in der Literatur wird z. B. eine Zahl von etwa 270.000 Kindern genannt; andere Berechnungen (bei Annahme, dass etwa 26–27 % der Betroffenen Eltern sind) ergeben 175.000 – 212.000 betroffene Eltern (mit entsprechend vielen Kindern).


Die Idee, psychische Krankheiten bzw Diversitäten über das Medium eines Bilderbuches zu erklären, ruft ja geradezu nach einer Fortsetzung. Gibt es schon Pläne?

In meinem nächsten Buch soll es um Obdachlosigkeit gehen!

Auch hier soll Kindern erklärt werden, warum ein Mensch auf der Straße bettelt, im Hauseingang liegt und schläft oder eine Zeitung für wenig Geld verkauft.

Das Buch ist schon in Arbeit.

 
 
 

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