Huug, herzlich willkommen im Hummelshain! Du bist mit Deiner Frau vor zwei Jahren nach Essen gezogen. Was hat euch dazu gebracht?
Wir lebten zuvor in Kiel, Berlin und Hamburg. Und dem Autorenklischee entsprechend zog es uns vor ein paar Jahren aufs Land, nach Plön in Holstein. Ein wunderschöne Gegend, wo uns die Decke bald auf den Kopf fiel. Also metaphorisch. Weshalb wir weg wollten, zurück ins Leben, ins kulturelle Leben, in eine lebendige Metropole, in einen bunten Kessel aus Metropolen, mitten ins Ruhrgebiet. Mitten in der Pandemie, als das Leben überall still stand. Aber perfekt, um einen Ort zu erlaufen. Was wir taten, und mittlerweile sogar viele Gelegenheiten hatten, um die Menschen und Kultur kennen zu lernen. Unter anderem den Hummelshain Verlag.
Dein erstes Buch in unserem Verlag spielt denn auch im Wesentlichen in der Ruhrmetropole, es beginnt damit, dass der Protagonist eine Wasserleiche am Ufer des Baldeneysee findet. Und dann?
Der aktuelle Roman ist bereits der vierte, aber mein erster, der in Essen entstanden ist, für den ich auch vom Land NRW ein Projektstipendium erhielt. Er spielt tatsächlich hauptsächlich vor Ort im Ruhrgebiet. Der Ich-Erzähler findet bei einer Wanderrung an der Ruhr eine Wasserleiche, stolpert traumatisiert in einen Biergarten am Baldeneysee, um sich zu betrinken, und trifft dort erstmals auf „Einheimische“, die er als Nordlicht im Ruhrgebiet in den Pandemiejahren zuvor vergeblich kennen zu lernen versucht hatte, von denen er jetzt aber lieber allein gelassen worden wäre. Wäre. Von nun an begleiten sie ihn durch den Roman, so wie die Geister der Vergangenheit und der Wasserleiche. All das bringt sein gewohntes Leben gehörig durcheinander.
Zur Zeit bist Du Stadtschreiber in Norderstedt. Ein stilles beschauliches Dasein in einer einsamen Schreibstube?
Ja, ich bin zum ersten Stadtschreiber von Norderstedt gekürt worden.
Mit dem Anfangskapitel des Romans hatte ich mich um das Stipendium beworben und gewonnen. Beschaulichkeit und Einsamkeit sind die Attribute die am wenigsten zum Dasein des Stadtschreibers in Norderstedt passen.
Einer Stadt, die immerhin fast hunderttausend Einwohner hat. Nie in meinem Leben war mein Terminkalender so voll wie derzeit, neben diversen eigenen Veranstaltungen radele ich von einer zur anderen hier im Ort.
Die Menschen laden mich ein, mit ihnen die Stadtteile zu erkunden, zeigen mir, was sie hier kulturell, politisch oder anderweitig umgesetzt haben oder gerade umsetzen, erzählen mir von ihrem Leben. Eine einzigartige Gelegenheit, den Mikrokosmos einer mittelgroßen Stadt intensiv kennen zu lernen, den ich sehr intensiv kennen lerne.
Anstrengend und wahnsinnig interessant und schön. Unter anderem wird hier im Stadtmuseum die erste Release-Party meines Romans stattfinden, bevor in Essen die erste NRW-Präsentation sein wird.
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