Wim Martin, Dein neuer Roman DER CHIRURG erzählt von einer Frau, die unter Depressionen leidet. Was genau war der Anreiz zu dieser Geschichte?
Ich habe das Buch einer langjährigen Freundin gewidmet, die an eben dieser Krankheit leidet. Von ihr habe ich erfahren, wie unermesslich groß und schier ausweglos die Verzweiflung depressiver Menschen ist. Sie versucht u.a. durch ehrenamtliche Tätigkeit in der Telefonseelsorge eine Art Selbstheilung. Und was sie mir über die sie erreichenden Anrufe in dieser Institution erzählt hat, ließ mir schlichtweg den Atem stocken. Das wäre Stoff für viele Romane.
Du hast die Geschichte wie seinerzeit schon Deinen Roman BABYLON CAM in Düsseldorf angesiedelt. Was war der Grund dafür?
Mit Düsseldorf verbindet mich eine lange Liebe seit Studienzeiten. Es ist eine faszinierende Stadt, sowohl der betörende Glamour der Königsallee wie auch die stillen Seiten. Ich wollte all meine persönlichen Wohlfühlorte zelebrieren, da gibt es so viele: den Schlosspark in Benrath, wo im Buch der Showdown stattfindet, das Rheinufer in Kaiserswerth als Ausgangspunkt der Geschichte, den Volksgarten, den Medienhafen mit seiner urbanen Architektur. Es war für mich während des Schreibens sehr beglückend, diese Orte in die Geschichte einzufügen.
Wie in all Deinen Romane vermischen sich auch hier wieder die Genres. Ist DER CHIRURG eher Kriminalgeschichte, Thriller oder doch das Porträt einer Frau?
Es ist all das. Ich mag es nicht, wenn man meine Geschichten festlegt und in irgendwelchen Schubladen verortet. Der Covertext von meinem Freund Samuel Habich weist das Buch zudem als „kenntnisreichen Baedeker“ von Düsseldorf aus, was sehr schmeichelhaft für mich ist. Ich nehme mir die Freiheit, Literatur, denn das ist mein Hauptanliegen, ohne die Grenzen eines Genres zu verfassen
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